Nach über 4 Monaten Abstand von der Seitenlinie stellt sich der Sportliche Leiter vom FC Fortuna Schlangen den Fragen zur aktuellen Situation.
Zunächst erstmal die Frage zum persönlichen Befinden, nach dem Schritt weg vom Spielfeldrand?
Das Gefühl ist gut. Es war ja keine Entscheidung, die von heute auf morgen gefallen ist. Wenn man seit der Mini-Kicker auf dem Platz gestanden hat und nach gut 25 Jahren als Spieler, direkt im Anschluss als Spielertrainer und Trainer zusammen fast 50 Jahre auf und am Platz aktiv war, ist irgendwann der Schritt in die 2. Reihe nur logisch. Ein entscheidender Aspekt war ja auch, dass ich die meisten der Jungs in der 1. Mannschaft schon gut 5 Jahre zusammen hatte und da wurde es jetzt auch Zeit, neue Impulse zu geben.
Wie ist die Arbeit als „reiner“ Sportlicher Leiter?
Ich war von der Kreisliga bis zur dritten Liga im Einsatz, durfte beim FC Schalke 04 mal am Profibereich schnuppern. Nun versuche ich meine Erfahrungen aus dem Hintergrund weiter einfließen zu lassen. Es geht darum, in vielen Bereichen zu unterstützen, wie Spieler- und Trainerfindung, Entwicklung der sportlichen Ausrichtung, Kontrolle und Unterstützung der Trainer im sportlichen Bereich und im Grunde neben den Trainern auch im Hintergrund immer wieder Ansprechpartner zu sein! Gerade letzteres nagt manchmal durchaus am Nervenkostüm, wenn man teilweise in Gesprächen erläutert bekommt, wo Eltern ihre Kinder sehen und wo so mancher Akteur sich selber sieht. Wir haben also die gleichen Probleme, wie vor Monaten auch durch Lothar Matthäus öffentlich getadelt. Man sieht also, der Arbeitsumfang ist nicht weniger aufwendig, die Stunden verteilen sich nur anders.
Wie ist der aktuelle Stand bei der Fortuna?
Gegenüber vielen anderen Vereinen sind wir noch gut im Soll, wenn man so sagen will. Die erste Mannschaft ist unter den Top 3 der Kreisliga zu finden und meldet Jahr für Jahr Ambitionen an, um so lange wie möglich den Aufstiegskampf offen zu halten und das mit 90 % Spielern, die hier die Jugend durchlaufen haben. Wir wollen uns zeitnah auch mal mit einem Aufstieg in die Bezirksliga dafür belohnen. Auch unsere Reserve findet in der B-Liga weiter den Weg nach oben und ist im oberen Drittel angekommen, auch da ist alles möglich diese Saison.
Prunkstück war und ist natürlich die Jugendarbeit in der JSG zusammen mit den Sportfreunden Oesterholz-Kohlstädt. Wir haben bereits letzte Saison die so wichtige Brücke zwischen Junioren und Senioren mit der A-Jugend Bezirksliga herstellen können und sind auf einem guten Weg, uns dort auch dauerhaft zu etablieren. Mit insgesamt 12 Jugendteams und rund 30 Trainern sind wir noch gut aufgestellt, auch wenn wir seit 1-2 Jahren mit den geographischen Gegebenheiten und seinen Folgen zu kämpfen haben!
Was bedeutet das für die Zukunft und welche Herausforderungen warten auf den Verein?
Im besten Fall gelingt es uns, im Seniorenbereich kurz- bis mittelfristig Bezirksliga und Kreisliga A anbieten zu können. Das ist wichtig, damit die gute Jugendarbeit weiter zielführend bleibt. Wenn wir dies nicht schaffen, werben uns andere die Spieler ab und wir machen praktisch Jugendarbeit für andere Vereine.
Die noch größere Baustelle liegt aber im Jugendbereich selbst. Seit 1 ½ Jahren probieren wir schrittweise in den Kreis Paderborn zu kommen, da das ganze soziale Leben, vor allem der Jugendlichen, sich dort abspielt. Immer mehr verlassen aus diesem Grund den Verein und es ist kaum Rückfluss da. Das gilt übrigens auch für Trainer. Der Kreis Detmold sperrt sich, mit Argumenten, bei denen man nur den Kopf schütteln kann. Aber da sehe ich den „schwarzen Peter“ gar nicht mehr. Ein Ertrinkender versucht immer noch jemanden mitzureißen. Die Verantwortung liegt beim Verband! Dieser zeigt Verständnis, erkennt die Probleme, spricht klare Empfehlungen pro Fortuna Schlangen (auch JSG) aus und handelt jetzt selbst momentan nicht danach, völlig absurd in meinen Augen.
Eine weiterhin erfolgreiche Vereinsarbeit stützt sich, wie bei den meisten Vereinen, auch bei uns auf 3 Säulen: Mitglieder, Sponsoring und Catering. Diese Säulen müssen gehalten bzw. bedient werden. Das ist zurzeit gerade extrem herausfordernd, weil uns z. B. die Gegebenheiten am Platz, sprich Sanierung Kabinen und Sportheim, ja schon etliche Monate beschäftigen. Auch da gibt es teilweise mehr Gegenwind als Unterstützung, eine unbefriedigende Situation. Wir alle hoffen, dass es dort bald sinnig weiter geht!